Институт Философии
Российской Академии Наук




  Kerstin Holm. Die Immobilie und die Menschenrechte. Eine Tagung der Russischen Akademie der Wissenschaftenrft Jürgen Habermas
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Kerstin Holm. Die Immobilie und die Menschenrechte. Eine Tagung der Russischen Akademie der Wissenschaftenrft Jürgen Habermas

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG

MITTWOCH, 25. NOVEMBER 2009 • NR. 274

 

 

Die Immobilie und die Menschenrechte

Eine Tagung der Russischen Akademie der Wissenschaftenrft Jürgen Habermas

 

 

Zum Jubiläum kamen die Rausschmei­ßer. Das Philosophische Institut der Rus­sischen Akademie der Wissenschaften, das soeben mit einer internationalen Konferenz den Unesco-Tag der Philoso­phie und den eigenen achtzigsten Geburtstag beging, soll von dem expandierenden Puschkin-Museum, seinem Nach­barn, aus seinem angestammten Gebäu­de verdrängt werden. Die föderale Lie­genschaftsbehörde Rosimuschtschestwo erklärte den langfristigen Mietvertrag des angesehenen und wissenschaftlich höchst aktiven Instituts mit dem Denk­malsamt kurzerhand für „illegal". Die Gelehrten, die auf ihre Rechte pochten und darin von der wissenschaftlichen Öffent­lichkeit unterstützt werden, erhielten ein drohendes Schreiben, das ihnen vor­wirft, sie manipulierten die öffentliche Meinung und ihre Studenten und behin­derten die Baupolitik der Regierung.

 

Umso hungriger wurde der Eröffnungsvortrag von Jürgen Habermas auf­genommen, den der Ehrengast der Konfe­renz der menschlichen Würde widmete. Die Einsicht, dass die Würde, das heißt die Selbstbestimmung eines jeden unan­tastbar sei, bietet sich, so Habermas, als jenes Scharnier an, das den vom Gesetz geforderten Respekt für die Menschen­rechte in eine ethische Haltung überfüh­ren kann. Die Verpflichtung, die Würde aller - und zwar der Armen und Schwa­chen gleichermaßen - zu achten, müsse daher, in den Verfassungen der Staaten festgeschrieben werden. Insbesondere die Philosophiestudenten, die von der Immobilienbehörde als bloße Manipulationsobjekte ihrer Professofen worden waren, fühlten sich dadurch in ihrer Würde beleidigt und sahen sich durch Habermas unterstützt. Angehende Philo­sophen seien in der autonomen Wahr­heitsfindung speziell trainiert, verkünde­ten die Studenten in einem eigenen Mani­fest. Auf jeden Fall aber verstünden sie, dass die „Herren Beamten" den langfris­tigen Pachtvertrag ihrer Alma Mater nicht ohne Gerichtsurteil für illegal erklären konnten. Wie tief die Gesetzesskepsis und der Glaube an die „richtige" Macht schon im mittelalterlichen Russland verwurzelt waren, verdeutlichte die Petersburger Philosophiehistorikerin Tatjana Tschumakowa in ihrem Vortrag über das Men­schenbild der alten Rus. Die byzantini­sche Mission pflanzte den Kult intuitiv erfassbarer Idealbilder bei den Ostsla­wen ein - so charakterisierte Frau Tschumakowa die eskapistische altrussische Denkweise. Bulgarische Mönche lehrten meditative Erbauung, aber keine Alchemie, Theologie oder sonstige intellektu­elle Disziplinen.

 

Gesetze wurden schon damals mit Ge­walt und Willkür gleichgesetzt. Auch die Ideologie des russischen Isolationismus, die Glorifizierung des Eigenen und die Abwehr alles Fremden, die die Moskauer Philosophin Tatjana Oparina für die Zeit der Wirren im frühen siebzehnten Jahr­hundert skizzierte, erwies sich als frisch und aktuell. Schon damals galten Katholi­ken und Protestanten als Diener des Anti­christ, erklärte Frau Oparina. Von russi­scher Autarkie konnte freilich keine Rede sein. Adel und Kirche führten Lu­xusgüter und sogar Messwein ein, riefen ausländische Spezialisten ins Land – Hauptsache, aller Import blieb unter der Kontrolle der Staatsmacht.

 

Zu den westlichen Importgütern, die von Staat Und orthodoxer Kirche immer misstrauischer beäugt werden, gehören indessen auch die Menschenrechte selbst. Russische Seelenhirten sehen in ihnen vor allem ein Ventil für Egoismus und Hedonismus, wie sie seit der Säkula­risierung in der westchristlichen Welt überhandgenommen hätten, führte das Moskauer Akademiemitglied Erik Solowjow in seinem Referat „Vorurteile über die Menschenrechte" aus. Dabei reichten deren Wurzeln bis in die apokalyptische Geschichtswahrnehmung der Puritaner, die vor dem Jüngsten Gericht noch versu­chen wollten, eine gottgefällig nichtabso­lutistische Gesellschaftsordnung zu er­richten, gab Solowjow zu bedenken. Dass die Mehrheit der russischen Gesellschaft heute eine eher zu den Menschenrechten hat, erklärt der Gelehrte einerseits durch die übertriebenen Erwartungen während der Perestroika, aber auch dadurch, dass die Reformer von ihnen vor allem wirt­schaftlichen Nutzen und Rentabilität er­hofften. Dabei sei die Menschenrechtserklärung eine rechtliche Sicherung der Zivilisation gegen Anarchie und Unter­drückung, wie sie auch technischer Fort­schritt herbeiführen könnte. Die Kritik am Missbrauch der Menschenrechte in ei­nigen westlichen Ländern dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihre ethisch-religiöse Idee Russland und den Westen verbindet und nicht trennt. Russi­sche Kritiker sollten heute auch im eige­nen Interesse an das neue Europa appel­lieren, das eigene „reformchristliche Pro­jekt" nicht zu Verraten.

 

In der Sektion, die sich den „Menschen­bildern" widmete, wurde unterdessen .schon über den neuen Menschen nachge­dacht, der sich an die von ihm selbst veränderte Umwelt anpassen muss und den eigenen Körper technisch modifiziert. Pa­wel Tischtschenko vermutet, dass schon die Machbarkeit von Geschlechtsum­wandlung, künstlicher Befruchtung oder der „V.I.P.-Erfindung" einer künstlichen Gebärmutter Wesen entstehen lassen, die als Post-Menschen gelten müssten.

 

Der Moskauer Andrej Koroljow sieht das abendländische Kultürmodell, das sich seines Diesseits durch einen Anker in einer anderen Welt versichert, zusehends durch ein von Koroljow als chinesisch-amerikanisch identifiziertes Weltbild verdrängt, das kein Jenseits kenne sowie mit Informationen und Problemen nur noch spiele. Der Nestor des Instituts, Wladislaw Kelle, wagte noch zu hoffen, die chinesisch vermittelte Weisheit des Ostens könne heute vielleicht den hyper­aktiven Westen dazu inspirieren, über die sprichwörtlichen schönen Blumen zu meditieren, statt sie sofort abzureißen. In dem Gebäudestreit konnte frei­lich vor allem die Immobilienverwal­tung eine Portion Weisheitsliebe gebrau­chen.   

 

KERSTIN HOLM

 

 


 

 

Недвижимость и права человека

Заседание Российской Академии наук с участием Юргена Хабермаса.

 

К юбилею подоспели вышибалы. Институт философии РАН, который только что почтил Международной конференцией и День философа, отмечаемый по решению ЮНЕСКО, и день своего восьмидесятилетия, выдворяется из родного дома экспансивным соседом – Пушкинским Музеем. Федеральное управление Росимущество с легкой руки объявило «незаконным» долгосрочный договор об аренде, в свое время заключенный высоко уважаемым, научно активным Институтом со службой охраны памятников. Ученые, которые отстаивают свои права и поддержаны в этом общественностью, получают угрожающие письменные послания: им бросают упрек в том, что, манипулируя общественным мнением и студентами, они препятствуют градостроительной политике Правительства.

 

Понятно, сколь жадно был выслушан собравшимися заглавный доклад Юргена Хабермаса: почетный гость конференции посвятил его человеческому достоинству. Представление о достоинстве как о неприкосновенном самоопределении каждого использовалось Хабермасом в качестве шарнира, который позволяет поднять уважение к правам человека, затребованное законом, до этической позиции. Обязанность в равной мере уважать достоинство всех – и в первую очередь бедных и слабых – должна быть записана в конституции страны. Многие, в особенности студенты-философы, которых чиновники по недвижимости хотели бы выдать за чистый объект профессорской манипуляции, почувствовали себя в своем достоинстве и поддержанными Хабермасом. «Мы, философы, специально натренированы в деле автономных поисков истины», – заявили студенты в своем манифесте. И при случае напоминали, что без специального судебного решения «господа чиновники» не вправе были объявлять незаконным долгосрочный договор об аренде, который заключила философская  Alma Mater.

 

Скепсис в отношении закона и вера в право силы были известны уже средневековой Руси. Об этом напомнила Татьяна Чумакова, историк философии из Петербурга, в докладе о древнерусском образе человека. Византийская миссия взрастила среди восточных славян культ интуитивно схватываемого изображения (примета эскапистского склада ума). Болгарские монахи учили медитативному постижению, но отнюдь не алхимии, теологии и прочим интеллектуальным дисциплинам.

 

Законы уже в ту пору не возвышались над насилием и произволом. Свежей и актуальной выглядит поэтому и идеология русского изоляционизма, глорификация своего и отвержение чужого, что на материале смуты начала XVII века обрисовала философ-москвичка Татьяна Опарина.

 

Уже тогда католики и протестанты считались слугами антихриста, разъясняла госпожа Опарина. О русской автаркии речь, правда, идти не могла. Дворянство и церковь не отвергали роскоши, ввели даже причащение вином, зазывали к себе иноземных специалистов, но все заимствованное оставалось под контролем государства.

 

К западным импортным благам, на которые церковь и государство всегда смотрели косо, принадлежат, впрочем, и сами права человека. Российские духовные пастыри видят в них прежде всего вентиль для протекания эгоизма и гедонизма, утвердившихся в западно-христианском мире вместе с его секуляризацией. Об этом говорится в докладе «Предрассудки в отношении прав человека», вышедшем из-под пера московского академика Эрика Соловьева. Он предлагает задуматься над тем, что права человека достигают своими корнями до апокалиптического восприятия истории пуританами, которые, ожидая Страшного суда, хотели тем не менее установить угодный Богу неабсолютистский общественный порядок.

 

То, что большая часть российского общества сегодня скорее всего занимает циничную позицию в отношении прав человека, ученый объясняет, с одной стороны, завышенными ожиданиями периода перестройки, с другой – тем, что зачинатели реформ связывали с правами человека прежде всего надежду на экономический успех и рентабельность. На деле права человека суть правовая защита цивилизации от анархии и угнетения, а не просто стимулятор технического прогресса. Критика злоупотребления правами человека, которое допускают некоторые западные страны, не должна заслонять того обстоятельства, что их (прав человека) этико-религиозная идея связывает, а не разделяет Европу и Россию. Даже в своих интересах российские критики должны бы апеллировать к новой Европе, дабы она не предавала ее же собственного «реформационно-христианского проекта».

 

В секции, посвященной «образам человека», помимо прочего говорилось о новом человеке, который вынужден приспособляться к измененному им окружающему миру и технически модифицировать собственное тело. Павел Тищенко предположил, что уже возня с изменением пола, усилия по искусственному оплодотворению и «выведению наиболее достойных» («V.I.P. – Erfindung») позволят появиться существам, которых придется назвать постлюдьми.

 

Москвич Андрей Королев полагает, что западная модель культуры, которая крепила свою посюсторонность на якоре, забрасываемом в потустороннее, на наших глазах сменяется какой-то иной. Королев склонен именовать ее китайско-американской. В этой картине мира потустороннеее просто отсутствует и все сводится к игре с информацией и игре в проблемы. А вот Нестор Института, Владислав Келле, еще рискует надеяться, что китайски опосредованная мудрость Востока вдохновит Запад на то, чтобы он медитировал над прекрасными цветами словесности, а не срывал их тотчас же. И конечно, хотелось бы, чтобы в споре о здании Управление недвижимостью (прежде всего оно) задействовало хоть дозу любви к мудрости.

 

                                                                                           Керстин Хольм

                                                                                             Перевод Э.Соловьева